Warum es nicht darum geht, Dich zu verändern
- Lisa Nussbaumer

- 11. Nov.
- 4 Min. Lesezeit
Meine Arbeit besteht darin, Menschen zu helfen, schmerzhafte Erinnerungen aus ihrer Vergangenheit zu transformieren. Dazu stehen mir verschiedene Methoden zur Verfügung, die ich selbst erfolgreich bei mir und anderen Menschen angewendet habe.
Bevor ich mit jemandem arbeite, sende ich einen Fragebogen beginnend mit der Frage, was das bestehende Problem ist und was für eine Lösung gewünscht wird. Während der Arbeit achte ich darauf, Menschen an ihre bereits bestehenden Ressourcen zu erinnern. Meist gehen die im Verlaufe des Lebens verloren und das Hauptaugenmerk liegt auf dem Problem.
Weiter geht es vor allem darum herauszufinden, was Du selber über Dich glaubst (Glaubenssätze), wie Du Dich siehst und wie man Du zu Dir selbst sprichst (negative Affirmationen), ans Licht zu bringen.
Es geht darum, zu erkennen, woher diese Muster kommen, wo Du sie gelernt oder kopiert hast. Welche Situationen haben dazu geführt, dass Du so denkts und fühlst? Zu erkennen, woher Deine negativen Ressourcen kommen, ist nur ein Teil. Dabei geht es nicht darum, jemandem die Schuld zu geben, sondern an dieser Stelle Verantwortung zu übernehmen, was Du im Moment, jetzt, als erwachsene Person zu Dir selbst sagts, wie Du Dich siehst und fühlst.
Indem Du diese Verantwortung übernimmst, bei Dir selbst zu schauen, Wo Du Dich selbst zum Feind gemacht hast, nimmst Du die Kontrolle zurück. Kontrolle, die Dir scheinbar schon lange verloren gegangen ist. Kontrolle, die Du Dir vielleicht sehnlichst wünschst. Es ist sinnlos, über etwas Kontrolle auszuüben, über das Du keine Macht hast. Das lässt Dich macht- und hilflos zurück.

Du hast gelernt zu funktionieren. So, wie es von Dir erwartet wurde. So, wie es für andere gut war. Das Augenmerk liegt immer noch auf den anderen. Was sagen sie? Wie schauen sie mich an? Was denken sie über mich?
Was würdest Du tun, wenn Dir das, was andere über Dich denken, egal wäre? Wie würdest Du sein, wenn Du die Gunst von jemand anderem nicht gewinnen müsstest? Wenn es keinen Kampf gäbe?
Vielleicht sagst Du: «Dann wäre ich frei». Doch was ist Freiheit für Dich und wie fühlt sie sich an? Ist es sicher für Dich, frei zu sein? Freiheit wird etwas sein, dass Du früher nicht hattest, Dir sehnlichst wünschtest und nie bekamst. Dieses Gefühl von «ich bekomme es nicht, ich schaffe es nicht», das ist vertraut. Die Freiheit nicht. Deshalb ist es oft nicht möglich, vom Alten ins Neue zu gehen. Weil Du bewusst oder unbewusst nicht bereit bist, das Neue als sicher zu empfinden.
In diesem Prozess geht es vor allem um Eines. Und glaube mir, das Ziel, das, was Du haben möchtest, ist nicht das Eine. Nein, es geht darum, dass Du wieder Dich selbst sein kannst und weisst, wer Du wirklich bist. Eine Klientin fragte mich in einer Session kürzlich: «Und wie soll denn das gehen?». Es mag paradox klingen, doch der allererste Schritt ist der: «Akzeptiere Dich in diesem Moment, wie Du bist». Somit beendest Du den Kampf gegen Dich selbst.

Wenn Du davon ausgehst, dass Du, um in Deinem Umfeld passend zu sein, Vieles dafür getan hast, wie andere Dich sehen und wahrnehmen, musst Du zum Punkt zurück gehen und Dir die Frage stellen: «Wie sehe ich mich selber?» Es geht in diesem ersten Schritt wirklich nur darum, das herauszufinden. Sei ehrlich zu Dir selbst. Auf jeden Fall wirst Du Dich einordnen, bewerten, herabwerten, klein machen und vieles mehr. Wer hat Dich so eingeordnet? Stimmen diese Dinge noch oder verhältst Du Dich einfach so, weil andere Dich so kennen und Du genau weisst, wie Dein Aussen auf Dich reagiert?
Ein weiterer Schritt, der als Übung verstanden werden kann und dazu beizutragen, wer Du bist ist Folgende: Wir definieren uns meistens über unser Tun und nicht über unser Sein. Deine Leistungen wurden und werden bewertet. Du erfüllst die Anforderungen der Anderen. Und nun hast Du die Möglichkeit, Dich neu kennen zu lernen, indem Du das, was Du tust, selbständig bewertest. Und zwar nicht mit der Stimme Deiner Mutter, die immer noch in Dir hallt. Du bewertest Dich selber objektiv. Wie wenn das, was Du gemacht hast, jemand anderer gemacht hätte. Wie würdest Du das einordnen? Bist Du zufrieden mit Dir und Deinem Tun? Bist Du zufrieden mit dem Ergebnis? Schau hin, fühle und höre, was Du zu Dir sagst. Sei ehrlich zu Dir selbst, denn Du kannst Dich selbst objektiv bewerten.

Bei diesen Taten geht es von den ganz alltäglichen Dingen bis zu Herausforderungen. Nimm dein Frühstück, das Du Dir zubereitest. Schmeckt Dir das, was Du Dir auf den Teller gesetzt hast? Wenn ja, gut. Das hast Du gut gemacht. Das mag jetzt vielleicht lächerlich klingen, doch genau darum geht es. Ordne die alltäglichen Situationen ein und nimm wahr, was Du alles an einem Tag schaffst. Du kannst Dir selbst dafür danken, Dir sagen, dass es gut war, froh sein, dass Du Dich um Dich selbst gekümmert hast.
Sei auch ehrlich in den Situationen, wo Du erkennst, dass Du nicht zufrieden bist mit Deinem Sein oder Tun. Was möchtest Du anders machen? Wie anders? Hinterfrage ehrlich, wie Du den Massstab angesetzt hast. Bist Du zu streng mit Dir? Ich empfehle Dir, sei nett zu Dir. Behandle Dich so, wie Du möchtest, dass andere Dich behandeln.
Indem Du Deine Leistungen lernst objektiv zu bewerten, beginnst Du, unabhängig zu werden. Unabhängig von der Meinung anderer. Das heisst nicht, dass Du ignorant werden wirst, nein. Aber es schützt Dich davor, von der Meinung und Einschätzung anderer abhängig zu sein. Es wird Dir Stabilität und Sicherheit geben. Wahres Vertrauen, Vertrauen in Dich selbst erscheint und ist da, um zu wachsen. Das ist Dein Fundament. Und diese Kraft ist bereits in Dir. Erkenne sie, hol sie Dir zurück und finde dann heraus, was Du wirklich willst. Das ist Dein Weg zurück in Deine Kraft und von dort in die Freiheit.
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