Prokrastination – Weshalb «Aufschieberitis» nicht das ist, wonach es aussieht
- Lisa Nussbaumer

- 22. Okt.
- 4 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 30. Okt.
Kürzlich ertappte ich mich dabei, wie ich auf meine To-do Liste schaute, um etwas abzuarbeiten. Bis auf einen Punkt war alles erledigt. Ich hatte genügend Zeit, diesen letzten Punkt zu erledigen und ich tat es nicht. Es war nicht ultimativ dringend, nein, es wäre etwas gewesen, das mich dabei unterstützt hätte, ein Ziel zu erreichen.
Um ehrlich zu sein, gibt es solche Situationen öfters und erst vor ein paar Tagen machte ich mir die Mühe, mal genauer hinzusehen, warum ich das mache. Denn das, was zurückbleibt, ist das Gefühl von Faulheit und Inneffizienz.
Ich gebe es zu. Diese Dinge anzuschauen, ist manchmal eine Herausforderung. Aber ich weiss aus jahrelanger Erfahrung, dass es sich lohnt und ich hinterher immer Einsichten hatte, die es mir ermöglichten, mich und mein Verhalten besser zu verstehen. Denn das, was vorderhand aussehen mag, wie eine Schwäche, ist keine. Es ist ein jahrelang geprobter, ausgeklügelter Mechanismus, sich im Weg zu stehen, damit man etwas nicht erreicht.

Bei dem, was ich vor mir herschob, ging es um das Schreiben eines Blogpost. Ich schreibe gerne. Das Naheliegendste konnte es demnach nicht sein. Immer, wenn ich auf meine To-do Liste schaute, war dort dieser eine leere Kringel und dahinter stand: Blogpost schreiben. Ich setzte mich vor den Laptop und öffnete ein leeres Word Dokument. Warum schreibe ich nicht einfach? Ich wüsste ja sogar, über was! Somit konzentrierte ich mich auf das Schreiben und nahm gleichzeitig meine Gefühle wahr. Es fühlte sich eng an in meinem Hals. Die Enge wurde begleitet vom dringenden Gefühl, sofort aufzustehen und etwas anderes zu tun. Es kamen mir zu diesem Zeitpunkt die absurdesten Dinge in den Sinn, die genau jetzt erledigt werden mussten. Aber ich blieb sitzen und widerstand dem Gefühl, davonzurennen. Zurück zur Enge im Hals. Eine Stimme gesellte sich zur Enge. «Was bringt denn das, wenn Du darüber schreibst. Die Mühe ist umsonst. Heute will keiner mehr etwas lesen. Alle wollen YouTube schauen». Ich ging zurück zum ersten Satz und der Stimme. «Was bringt denn das…». Woher kenne ich diesen Satz. Natürlich. Mein Vater. Immer, wenn ich etwas wirklich gerne machte, sagte er: «Das bringt doch alles nichts!». Er wuchs in einer Arbeiterfamilie auf und Freude am Tun war wohl das Abwesendste, das in seinem Leben vorhanden war. Alles, was zu tun war, wurde mich Pflicht, Fleiss und Schinderei betrieben. Er lehrte mich, es so zu tun, wie er es tat. Für ihn funktionierte das.
Die Stimme in meinem Kopf
Die Stimme in meinem Kopf. Die Stimme meines Vaters. In meinem Kopf. Obwohl mein Vater diesen Satz sagte, sagte ich ihn in diesem Zusammenhang zu mir selbst. Ich kann meinem Vater hier keinen Vorwurf mehr machen, denn das, was sich in meinem Kopf abspielt, sollte meine Verantwortung sein. Das ist einfacher gesagt, als getan. Denn wenn etwas wiederholt gesagt wird, wird es vielleicht irgendwann geglaubt. So, in meinem Fall. Ich dachte nie daran, diesen Satz auszuwechseln, geschweige denn, zu hinterfragen.
Ich sass weiter vor meinem leeren Word Dokument und hörte den Satz, begleitet vom Gefühl der Wertlosigkeit, Nutzlosigkeit und dem Gefühl, dass ich nie etwas zustande bringen werde. Plötzlich fielen mir viele andere Situationen ein, in denen ich mich ähnlich fühlte. Es machte mich traurig. Doch das Wichtige an der Sache war und ist: glaube ich das? Glaube ich, dass es nichts bringt, wenn ich etwas schreibe? Glaube ich, dass ich nutz- und wertlos bin? Ein Teil von mir glaubt es, ja. Und ein anderer Teil findet grosszügig einige Beispiele, wo dem nicht so ist.
Diese Sätze, die ich mir immer und immer wieder sage, die Sätze, die Du Dir immer und immer wieder sagst: Das sind die Sätze, die wir irgendwann glauben. Auch dann, wenn die ursprüngliche Person sie schon lange nicht mehr sagt. Ich glaubte zu einem Zeitpunkt, weit entfernt von heute, dass dieser Satz stimmt. Ich versäumte es, ihn zu hinterfragen, denn er fühlte sich so schmerzhaft wahr an.

Nun aber, da er mir bewusst war, musste ich ihn hinterfragen. Ich konnte es mir selbst nicht mehr antun, dass dieses Gefüge an Stimmen in meinem Kopf mich weiter fühlen lässt, wie eine faule, inneffiziente Versagerin.
Da mir bewusst war, was hinter dem Nichterfüllen meiner Aufgaben stand, ging es zum nächsten Schritt. Ich musste das Gefühl wahrnehmen und unterbrechen. Das Gefühl der Wertlosigkeit in Bezug auf das, was ich schreibe. Ich nahm das Gefühl absichtlich bewusst wahr, sonst hätte ich es verdrängt und das ist nicht der Sinn der Sache. Wahrnehmen. Wo fühle ich es? Wie fühlt es sich an? Und dann der Unterbruch.

Ich spüre gerne einfach zwei Punkte zur gleichen Zeit. Zum Beispiel, meine beiden Hände. In diesem Moment, wo Du etwas gleichzeitig spürst und fühlst, ist es Dir nicht möglich, das zu denken oder fühlen, das Dich stresst. Diese Methode kommt aus der Quantenheilung. Dieses gleichzeitige Wahrnehmen dauert nur ein paar Sekunden. Danach erinnerte ich mich an etwas, das mir Freude bereitete. Eine Erinnerung. Nichts Grosses. Etwas, das mein Herz berührte. Nach diesem Moment ging es wieder zurück zur Wertlosigkeit in Bezug auf das, was ich schreibe. Es veränderte sich. Das Gefühl und die Stimme in meinem Kopf. Diesen Durchgang wiederholte ich, bis der Widerstand, etwas zu schreiben weg war. Bis das Gefühl der Nutzlosigkeit und Wertlosigkeit neutral war. Erleichterung breitete sich in mir aus. Und die Freude darauf, etwas zu schreiben. Etwas, das ich gerne mache.
Wie genau funktioniert das?
Vielleicht fragst Du Dich, wie genau das funktionieren soll mit diesem Unterbruch, den zwei Punkten und einer positiven Erinnerung. Es tönt schon ein bisschen abenteuerlich, dass solch einfache Abläufe unsere neuronalen Verbindungen zu etwas, das wir über Jahre verinnerlicht haben unterbrechen können. Dieser Prozess aber macht es möglich, die Erinnerung an etwas, das wir zuvor über uns geglaubt haben, verblassen zu lassen. In der Folge wird die Grundlage geschaffen, aus einer Position des Vertrauens neue Wege zu gehen und Ziele zu verwirklichen.
Bist Du bereit, Dir die Momente in Deinem Alltag anzuschauen in denen Du Dinge aufschiebst?
Ich lade Dich ein, beim Workshop «Manifestation» im November oder im Januar mit dabei zu sein. Dort zeige ich Dir Schritt für Schritt, wie Du Deiner Prokrastinations- und Sabotageprogramme bewusst wirst, wie Du sie transformierst und wie Du Ziele und Wünsche verwirklichen kannst oder einfach nur einen Schritt weiter kommst.
Es gibt nur eine begrenzte Anzahl von Plätzen, die Gruppe ist klein und übersichtlich.
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